„Wir begleiten Menschen, die etwas bewegen wollen“

Markus Klein, Geschäftsführer von demos

Ein Interview mit Markus Klein, Geschäftsführer des Instituts demos, über Gemeinwesenberatung, Demokratie und aktuelle Herausforderungen in Brandenburg

Seit über 30 Jahren ist „demos – Brandenburgisches Institut für Gemeinwesenberatung“ in Brandenburg aktiv, um Menschen, Initiativen und Kommunen in ihrem demokratischen Engagement zu stärken. Besonders mit dem Mobilen Beratungsteam (MBT) unterstützt es landesweit bei der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus, gesellschaftlichen Konflikten und demokratiefeindlichen Tendenzen. Im Gespräch mit dem Toleranten Brandenburg spricht Markus Klein, Geschäftsführer von demos, über die Arbeitsweise des Instituts, aktuelle Entwicklungen vor Ort – und darüber, was ihn persönlich antreibt.

 

Herr Klein, beginnen wir mit einem kurzen Überblick: Was genau ist demos – und welche Rolle spielt das Institut für die demokratische Kultur hier in Brandenburg?

Markus Klein: Demos ist das brandenburgische Institut für Gemeinwesenberatung mit dem Ziel, eine starke und vielfältige Demokratie im Alltag zu fördern. Unser zentrales Arbeitsfeld ist das Mobile Beratungsteam (MBT), das seit rund drei Jahrzehnten landesweit tätig ist. Wir reagieren auf konkrete Anfragen und kommen dorthin, wo Menschen Unterstützung brauchen – ohne vorgefertigte Lösungen, sondern mit dem Anspruch, gemeinsam mit lokalen Akteurinnen und Akteure tragfähige Strategien für konkrete Herausforderungen zu entwickeln. Häufig werden wir zunächst als eine Art „Feuerwehr“ bei konkreten Ereignissen gerufen. Unsere Arbeit geht aber weiter. Dabei begleiten wir die Menschen auch über längere Zeit und unterstützen sie dabei, demokratische Handlungsspielräume zu erweitern. Das schafft Vertrauen sowohl bei Kommunen als auch bei der Zivilgesellschaft.

 

Sie haben angesprochen, dass Sie direkt vor Ort arbeiten. Wie sieht diese Unterstützung in der Praxis aus – wenn Sie etwa in eine Gemeinde oder zu einer Initiative gerufen werden?

Markus Klein: Unsere Beratung beginnt mit einem offenen Austausch: Wir hören zu, verschaffen uns ein Bild von der Situation und entwickeln dann gemeinsam mit den Menschen vor Ort individuelle Handlungsmöglichkeiten. Jeder Ort bringt andere Bedingungen und Dynamiken mit – deshalb arbeiten wir bewusst ohne Standardlösungen. Es geht uns darum, lokales Engagement zu stärken, Prozesse anzustoßen und dranzubleiben – auch dann, wenn es mal schwierig wird. Wir helfen auch, Rückschläge einzuordnen und Erfolge sichtbar zu machen.

 

Dabei treffen Sie sicher auch auf neue gesellschaftliche Entwicklungen. Was sind derzeit die größten Herausforderungen, mit denen Sie in Ihrer Arbeit konfrontiert sind?

Markus Klein: Ein Thema, das uns zunehmend begegnet, ist die Radikalisierung von Jugendlichen. Rechtsextreme Haltungen erscheinen in manchen Jugendmilieus wieder anschlussfähig – teils mit einer gewissen Attraktivität des „Verbotenen“ oder durch Gruppenbildung im Verborgenen. Das löst bei vielen vor Ort große Verunsicherung aus. Gleichzeitig beobachten wir eine Form von entgrenztem Rechtsextremismus, der sich klassischen Kategorien entzieht und schwerer greifbar ist. Das macht einfache Abgrenzungsstrategien schwierig. Viel wichtiger ist deshalb die Frage: Wofür stehen wir als Gesellschaft – und wie leben wir unsere demokratischen Werte konkret?

 

Um solche Herausforderungen zu bewältigen, braucht es starke Partner vor Ort. Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit Kommunalverwaltungen und zivilgesellschaftlichen Gruppen?

Markus Klein: Wir erleben ein sehr vielfältiges Bild. In der Zivilgesellschaft treffen wir auf viele engagierte Menschen, die mit großem Einsatz und kreativen Ideen für ein demokratisches Miteinander eintreten – aber auch mit einer gewissen Frustration über politische Entwicklungen, etwa den Wahlerfolg rechtsextremer Parteien. Dieser Wechsel zwischen Erschöpfung und Tatendrang ist gerade sehr präsent. In den Verwaltungen sehen wir auch oft ganz Aktive, aber oft auch strukturelle Hürden: Personalengpässe, überlastete Stellen, wenig Zeit für Themen wie demokratische Entwicklung oder Extremismusprävention. Viele wollen etwas bewegen, stoßen aber an ihre Grenzen. Wir versuchen, hier möglichst praxisnah zu unterstützen.

 

Trotz aller Schwierigkeiten sind Sie und Ihr Team mit viel Engagement dabei. Was motiviert Sie persönlich, sich Tag für Tag für demokratische Teilhabe und ein starkes Miteinander einzusetzen?

Markus Klein: Unsere größte Motivation sind die Menschen, mit denen wir arbeiten dürfen. Wir begegnen in Brandenburg so vielen engagierten, mutigen und ideenreichen Personen, die ihre Umgebung aktiv mitgestalten wollen – trotz aller Widerstände. Diese Energie, dieser Wille zur Veränderung, das ist ansteckend. Für uns ist das nicht einfach ein Job, sondern eine Überzeugung: Demokratie entsteht nicht abstrakt in Gremien, sondern ganz konkret vor Ort – wenn Menschen Verantwortung übernehmen und bereit sind, sich einzumischen. Sie dabei zu begleiten, ist eine Aufgabe, die uns erfüllt.

 

Mehr Informationen zu Demos und dem Mobilen Beratungsteam finden Sie unter: 
www.gemeinwesenberatung-demos.de/

Kontakt: geschaeftsstelle@big-demos.de


Anschrift:

Koordinierungsstelle „Tolerantes Brandenburg“
in der
Staatskanzlei des Landes Brandenburg
Heinrich-Mann-Allee 107
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