Geschlechterreflektiert Kinder und Jugendliche gegen Rechts bilden!
Männlichkeits- und Weiblichkeitsinszenierungen und -angebote spielen in den Lebenswelten, Strategien, Handlungsweisen und Motivlagen der rechten Szene eine bedeutsame Rolle und sind zentral für Hinwendungsprozesse von Kindern und Jugendlichen. Doch meistens wird nicht über Geschlecht gesprochen, wenn es um Neonazismus/Rechtsextremismus geht, weder von Neonazis/Rechtsextremen selber, noch von ihren Kritiker_innen.
Dem entgegen setzt sich immer mehr durch, dass präventiv pädagogisches Arbeiten gegen Rechts besonders dann erfolgversprechend sein kann, wenn es sich (auch) kritisch mit geschlechterbezogenen Rollenbildern und Vorstellungen über Geschlechterverhältnisse auseinandersetzt. Kindern und Jugendlichen vielfältige Möglichkeiten zu bieten, sich geschlechtlich individuell und gleichberechtigt zu entwickeln, sind alternative Angebote zu den einengenden und hierarchisierten Geschlechtervorstellungen in neonazistischen/rechtsextremen Lebenswelten. Eine in dieser Weise frühzeitig ansetzende geschlechterreflektierte Pädagogik, die sich allgemein an Fragen geschlechtlicher und sexueller Vielfalt orientiert, wird in dieser Fortbildungsbildungsreihe als grundlegend präventiv bezüglich neonazistischer/rechtsextremer Einstellungen und Verhaltensweisen angesehen.
Die Fortbildung beinhaltet die Entwicklung eines präventiven Praxisprojektes unter geschlechterreflektierten Aspekten, das in der pädagogischen Praxis der Teilnehmer_innen erprobt und ausgewertet werden kann.
Termine der Fortbildungsreihe:
1. Block: 24.-25. März 2014
2. Block: 12.-13. Juni 2014
Die Teilnahme an allen Terminen ist verbindlich.
Kosten für die gesamte Reihe: € 25,-
Darin enthalten sind Tee/Kaffee/Wasser, Kekse und alle Fortbildungsunterlagen.
Nicht enthalten sind die Anfahrt und etwaige Übernachtungskosten.
Der Betrag muss im Voraus überwiesen werden. Die entsprechenden Kontodaten werden bei der Anmeldung angegeben.
Sollte die Höhe des Beitrags ein Hinderungsgrund für die Teilnahme sein, melden Sie sich gerne bei uns.
Zielgruppen
(Sozial-)Pädagog_innen, Jugendbildungsreferent_innen, Pädagogische Mitarbeiter_innen von Jugendringen, aus der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, Streetwork und Gemeindejugendarbeit, Kita-Mitarbeiter_innen.
Fortbildungsteam:
Andreas Hechler (Studium der Europäischen Ethnologie und Gender Studies, seit 2009 Mitarbeiter bei Dissens e.V. im pädagogischen und wissenschaftlichen Bereich mit den Schwerpunkten Geschlecht und Neonazismus, Geschlecht und Bildung, Intergeschlechtlichkeit, Mehrfachdiskriminierung und -privilegierung)
Vivien Laumann (Diplom-Psychologin, seit 2011 Mitarbeiterin bei Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V. in den Arbeitsbereichen Rechtsextremismus und Geschlecht, geschlechterreflektierende Ansätze in der Rechtsextremismusprävention und politische Bildung)
Anmeldung bei Andreas Hechler (andreas.hechler@dissens.de)
Telefonische Nachfragen unter: 030 – 549 875 41 (Di.-Do.)
Weitere Informationen: http://dissens.de/gerenep/
Das Projekt „Mädchen- und Jungenbilder im Neonazismus – Fortbildung, Praxisprojekte und Beratung für eine Präventionsarbeit“ wird gefördert durch die Stiftung Aktion Mensch e.V., die Heidehof-Stiftung sowie die Stiftung Großes Waisenhaus zu Potsdam.
Inhalte der Fortbildungsreihe
* Neonazistische/rechtsextreme Jugendarbeit und Anwerbestrategien durch rechten Lifestyle, Jugendkulturen, Musik, Social Media, Kleidung, Symbole und Erlebniswelten
* Bedeutung und Funktion von Weiblichkeit und Männlichkeit im Neonazismus/Rechtsextremismus, vergeschlechtlichte Einstellungs- und Handlungsmuster
* Methoden und Ansätze geschlechterreflektierter Arbeit mit Jungen und Mädchen
* Geschlechterreflektierende Prävention gegen Neonazismus/Rechtsextremismus
Die zweiteilige Reihe gliedert sich in folgende Module:
1. Modul: Nach einem ersten Kennenlernen und dem Austausch von Erwartungen werden in Form von Inputs, Diskussionen und Arbeitsgruppen erste Grundlagen zu Neonazismus/Rechtsextremismus erörtert. Gleiches geschieht zum Thema Geschlecht. Grundlagen dieser beiden Hauptthemenpfeiler werden unter dem Schnittstellen-Aspekt (Bedeutung und Funktion von Männlichkeits- und Weiblichkeits-Konstruktionen in neonazistischen Einstellungen, Motivlagen und Praxen) in Inputs und mit Hilfe von Materialien aus der rechten Szene erarbeitet. Zudem werden erste Grundlagen der Prävention und Intervention gegen Neonazismus gelegt. Es wird erste Vorüberlegungen für mögliche Praxisprojekte geben, so dass bis zum nächsten Seminar Vorbereitungen in Richtung Praxisprojekte begleitet werden können.
2. Modul: Anknüpfung zum 1. Seminar: Was ist in der Zwischenzeit passiert? Die Themen des ersten Seminars werden weiter vertieft: Einführung in Haltungen, Settings und methodisch-didaktische Arbeitsweisen der geschlechterreflektierenden Pädagogik. Inputs, Diskussion und Arbeit zu geschlechterreflektierender Neonazismus-/Rechtsextremismus-Prävention, unterschiedliche Attraktivitäten rechter Angebote für Jungen und Mädchen – wo kann hier Prävention ansetzen? Eine kollegiale Beratung wird angeboten, ggf. in Parallelgruppen. Weiterarbeit an und ggf. Auswertung der Praxisprojekte. Vertiefungsthemen je nach Interesse, Zeit und Aushandlung in der Gruppe, u.U. zeitweise in parallelen Gruppen (beispielsweise: Balance-Akt zwischen den Arbeitsbedingungen in den einzelnen Handlungsfeldern und den Ansprüchen an eine gelingende Neonazismus-Prävention, kritische Betrachtung der Kampagne „Todesstrafe für Kinderschänder“, Argumentationstrainings, Antidiskriminierungspädagogik, Kindeswohlgefährdung in neonazistischen Familien, Elternarbeit, Arbeit mit Bildern und Filmen, Arbeit an der eigenen Haltung zu rechtsorientierten Jugendlichen etc.). Klärung noch offener Fragen, Auswertung und Ergebnissicherung, Verabschiedung.