Vom Nutzen der Offensive
Sechzig Experten und Interessierte aus Politik, Verwaltung und Sozialarbeit aus Brandenburg und dem Bundesgebiet diskutierten unter dem Titel „Vom Nutzen der Offensive“ über die realen Chancen und Risiken, die die Arbeit mit rechtsextremen jungen Menschen bietet. Das Fachseminar wurde von der Koordinierungsstelle des Handlungskonzeptes „Tolerantes Brandenburg“ in Zusammenarbeit mit der Stiftung SPI in Brandenburg veranstaltet. Prof. Dr. Pfeiffer vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen stellte aktuelle und zentrale Erkenntnisse über Einstellungen junger Menschen, das Aufkommen von Straftaten im rechtsextremen Bereich sowie zu unterschiedlichen Faktoren vor, die die Entstehung und Verfestigung rechtsextremer Einstellungs- und Handlungsmuster entweder begünstigen oder erschweren. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass zum einen der Bildungsstand der betreffenden Menschen deutliche Auswirkungen auf deren Affinität zu rechtsextremen Einstellungsmustern oder entsprechenden Versatzstücken hat. Zum anderen wurde die Position bezogen, dass in Regionen, in denen funktionierende Angebote im schulischen, sozialarbeiterischen, kulturellen oder sportlichen Bereich wirken, die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass junge Menschen alternativlos rechtsextreme Orientierungen übernehmen.
Darüber hinaus werden Ergebnisse eines Modellprojekts zu den realen Arbeitsbedingungen von Brandenburger Projekten in der Auseinandersetzung mit jugendlichen Rechten diskutiert. Hier wurde auf die praktische Erfahrung verwiesen, dass die offene Auseinandersetzung mit „den Rechten“ noch immer nicht überall eine gewollte Sache sei. Hinzu käme, der Umstand, dass diese Aufgabe bei Jugendarbeitern mit ständig wachsenden Auftragsspektren nur noch selten mit den umfangreichen Alltagsgeschäften zu verbinden sei.
In einer Diskussionsrunde mit Praktikern aus verschiedenen Projekten des Bundesgebiets wurde dann auch darauf verwiesen, dass wesentliche Erfolgsvoraussetzungen darin bestehen, zum einen ausreichend, aktuell und praxistauglich für die Tätigkeit qualifiziert zu sein und zum anderen die Lust an bzw. die Bereitschaft zur mitunter auch unangenehmen Auseinandersetzung mitzubringen und zu kultivieren.
Die Tagung wurde mit Landesmitteln und Zuschüssen aus dem Bundesprogramm „kompetent. für demokratie“ gefördert.