Neue Publikation: "Rechtsradikalismus im Internet"
Busch, Christoph (Hg.): Rechtsradikalismus im Internet, (Reihe Medienwissenschaften; Bd. 11), universi Siegen 2010
Verlagsinformation: Rechtsradikalismus im Internet Hitlers „Mein Kampf" ist auf US-amerikanischen Webseiten frei zum Download in Deutschland verfügbar; Rechtsradikale versenden Spam-Mails an Millionen von E-Mail-Nutzern; in Foren und Wikis werden rechtsradikale Argumente in den Netz-Diskurs gespeist; Internetportale von Neonazis vernetzen die Szene in der Region. Rechtsradikalismus zeigt sich im Internet in vielfältigen Formen. Die rechtsradikale Bewegung griff bereits Mitte der 1990er die kommunikativen Möglichkeiten des Internet auf und nutzt sie seitdem für die eigene politische Arbeit. Angesichts dessen stellt sich die aus demokratiepolitischer Sicht zentrale Frage, welchen Beitrag das Internet zu deren Handlungsfähigkeit leistet. Ziel dieses Bandes ist es, sowohl einen einführenden Überblick über den derzeitigen Erkenntnisstand zu geben, als auch diesen durch empirische Analysen punktuell zu erweitern. Die Beiträge sind sechs - inhaltlich nicht immer scharf abzugrenzenden – Kapiteln zugeordnet. Diese behandeln grundlegende quantitative und qualitative Trends des Rechtsradikalismus im Internet und vertiefen diese hinsichtlich der New Nazi Economy, der rechtsradikalen Ästhetik und Selbstinszenierung im Internet, den rechtsradikalen Einflüssen auf die Internetöffentlichkeit und den Strategien sich mit dem Rechtsradikalismus im Internet auseinanderzusetzen, insbesondere mit der Aufklärungsstrategie. In den Beiträgen wird unter anderem gezeigt: 1. Oberstufenschüler finden in der Regel innerhalb weniger Minuten eine deutschsprachige Version von Hitlers „Mein Kampf" mit Hilfe von Google; 2. Die in der Neonaziszene populäre Webseite Altermedia beschäftigt sich kaum mit historischen Themen, beurteilt rechtsradikale Parteien skeptisch und weist in der Gesamtschau eindeutige antisemitische, rassistische und demokratiefeindliche Tendenzen auf. 3. Die Mehrzahl der großen US-amerikanischen rechtsradikalen Online-Shops agieren als Global Player und zielen insbesondere auf deutsche Kunden. 4. In rechtsradikalen Kontaktbörsen nimmt die Bandbreite an Geschlechterrolle zu, trotzdem dominieren weiterhin voremanzipatorische Rollenbilder. 5. Der typische Kunde eines deutschen rechtsradikalen Online-Shops ist männlich, wohnt in Deutschland, wobei zahlreiche Regionen in Frage kommen und bestellte bislang einmal für fast 60 Euro Ware. 6. Der Vergleich von FAZ und tageszeitung zeigt, dass die taz häufiger über das Thema berichtet, die Artikel der FAZ aber ausführlicher sind. Beide Zeitungen schreiben in den letzten 15 Jahren in ähnlichen Zyklen über Rechtsradikalismus im Internet. Die Beiträge stammen sowohl von ausgewiesenen Experten aus Jugendschutz, Verfassungsschutz und Wissenschaft als auch von Studierenden der Universität Siegen. Der Sammelband ist das Ergebnis eines Lehrforschungsprojektes an der Universität Siegen unter Leitung von Dr. Christoph Busch. Die Studierenden führten dabei eigenständig empirische Untersuchungen durch und diskutieren ihre Ergebnisse im letzten Jahr auf einer Fachtagung gemeinsam mit Experten. Im Sammelband werden nun die ausgearbeiteten Vorträge präsentiert. Inhalt:
I. Einleitung
Christoph Busch: Rechtsradikalismus im Internet – Grundzüge einer neueren Diskussion
II. Im Überblick
Stefan Glaser: Rechtsextremismus im Internet – Trends und Gegenstrategien aus der Jugendschutzperspektive
Thomas Pfeiffer: Erlebniswelt Rechtsextremismus – am Beispiel des Rechtsextremismus im Internet
Andreas Hetzer: Internet, Demokratie und Neue Soziale Bewegungen
III. New-Nazi-Economy
Abel Afhakama / Gisa Hofmann: Wer kauft beim rechtsextremen Online-Shop? Eine Analyse der Kundenstruktur
Robert Thoma / ThomasWied: Rechtsradikale Onlineshops als Globale Player? Eine Studie zur Internationalität von rechtsradikalen Onlineshops in den USA
IV. Rechtsradikale Ästhetik und Selbstinszenierung im Internet
Jennifer Freudenberg / René Mrosky: „patriotisch, ledig, jung, sucht ..." Frauen- und Männerbilder in rechtsradikalen online Kontaktbörsen am Beispiel von Odin Kontaktanzeigen
Elisabeth Müller / Oliver Seiler: Virtuelle Selbstinszenierung einer rechtsradikalen Jugendsubkultur am Beispiel media-pro-patria.net
Marcel Fischer / Laura Irsen: Symbolik auf Homepages rechtsradikaler Bands – eine qualitative Untersuchung
Juliana Brunello: Zur Ästhetik rechtsextremer Webseiten
V. Rechtsradikale Einflüsse auf die Internetöffentlichkeit
Rocco Landgraf / Steffi Rehm: Rechtsradikale Internetcharts - eine quantitative Besucheranalyse
Hendrik Bender / Cathrin Erbstößer: Das Leitmedium der Szene: Altermedia - eine Inhaltsanalyse
Désirée Davids / Pia Schütz: Rechtsradikale Argumentationsmuster in öffentlichen Foren
VI. Strategien der Auseinandersetzung
Andrea Brilka / Urszula Maria Chenczke / Anna Lena Hahmann: Politikfeldanalyse: Problemwahrnehmung und Regulierungsvorschläge der Parteien zum virtuellen Rechtsradikalismus
Otto Vollmers: Grenzen und Probleme der Regulierung bei Rechtsradikalismus im Internet
Antonia Holterhof / Laura Stefanie Horn: Zugänge von Jugendlichen zu rechtsradikalen Online-Welten
Marios Anastasiadis: Rechtsextremismus 2.0 – Eine Systematisierung des Gegen- und Abwehrinstrumentariums im Social Web
VII. Aufklärung der Gesellschaft?!
Marko Bojcic / Miriam Schäfer: Die Berichterstattung von Qualitätszeitungen über Rechtsradikalismus im Internet – eine quantitative Inhaltsanalyse der tageszeitung und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Alexander Fuchs und Fabian Klein: Wie jugendgerecht sind Aufklärungswebsites?
Herausgeber
Dr. Christoph Busch arbeitet als Lehrkraft für besondere am Lehrstuhl für Soziologie, insbesondere empirische Sozialforschung an der Universität Siegen
Der Sammelband kostet 14,90 Euro und kann im Buchhandel oder direkt beim Verlag unter bestellt werden.
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