Auseinandersetzungen zwischen jugendlichen und erwachsenen Lebenswelten im Alltag kleinerer Gemeinden in Brandenburg" (2003 - 2004)

 

 

 

 

Praxisforschungsprojekt

Gefördert von der Stiftung Deutsche Jugendmarke (maßgeblich) und dem Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit des Landes Brandenburg

 

 

 

 

 

Inhalte und Ziele

 

 

Das Praxisforschungsprojekt "Auseinandersetzungen zwischen erwachsenen und jugendlichen Lebenswelten im Alltag kleinerer Gemeinden in Brandenburg" ist eine kleinräumige ethnologisch angelegte Untersuchung darüber, wie rechte (Gewalt-)Strukturen in kleineren Gemeinden mit ländlichem Umfeld verankert sind und wirksam werden. Es wird in einer Gemeinde, die ca. 7000 Einwohner hat, und einem nahegelegenen Dorf durchgeführt, und hat eine Laufzeit von Februar 2003 bis März 2004. Das Projekt stellt die Zusammenhänge zwischen den Lebenswelten jugendlicher und erwachsener Akteure in den Mittelpunkt. Unter der Annahme, dass die Entstehung rechter und nicht-rechter Jugendkulturen auch Reaktion auf ihren sozialen Kontext ist, wird untersucht, wie sich Jugendliche und Erwachsene gegenseitig wahrnehmen, welche Konflikte zwischen ihnen bestehen und wie sie im Alltag interagieren.

Ziel des Projektes ist die Sensibilisierung und Kompetenzerweiterung von Eltern und Angehörigen im Umgang mit Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit bei ihren Kindern und darüber hinaus bei Jugendlichen allgemein. Eine wichtige Rolle spielt auch die Entwicklung von Ansätzen, wie schon im Kindesalter präventiv agiert werden kann, um ein mögliches "Abgleiten" der eigenen Kinder in die rechte Szene rechtzeitig zu erkennen und dem entgegensteuern zu können. Um hier Unterstützung anzubieten, wird eine Fortbildungsreihe angeboten, die sich an Eltern richtet und sowohl aufklärerische Elemente als auch Trainingselemente enthält. Weiterhin kommt dem Erfahrungsaustausch und der gegenseitigen Unterstützung eine zentrale Rolle zu.

Zentrale Fragestellungen in diesem Kontext sind beispielsweise::

   

 

  • Bedrohungspotenziale/ Entstehung und Verlauf von Konflikten
    Eine zentrale Fragestellung des Projektes widmet sich den Abläufen von Bedrohungsszenarien und der Darstellung möglicher "Angsträume", also Orte in der Gemeinde, die als "besetzt" gelten und von bestimmten Bevölkerungsgruppen gemieden werden. Die Jugendlichen und Erwachsenen der Gemeinde erleben Bedrohungen und Angsträume sehr unterschiedlich. Provokationen mit unterschiedlichem Ausgang, spontane "Verfolgungsjagden" unter Jugendlichen, gezielte Aktionen von rechten Jugendlichen: das sind einige Beispiele, wie Handlungsketten von Bedrohung oder Provokation - Gewalt - Angriff oder Rückzug erfolgen. Oft sind solche Auseinandersetzungen von spontanen Reaktionen und einem sehr ungleichen Zahlenverhältnis geprägt. Hier stellt sich die Frage, welche Präventions- und Interventionsmöglichkeiten bestehen.

     

  • Wahrnehmung von rechten und nicht-rechten Jugendlichen durch Erwachsene
    Die Erwachsenen nehmen die Jugendlichen des Ortes anders wahr, als diese sich selber sehen. Vielen sind "auffällige" Jugendkulturen fremd und suspekt. Ein wichtiges Kriterium bei der Wahrnehmung und Beurteilung von Jugendlichen ist beispielsweise, ob es sich um "anständige" oder "herumhängende" Jugendliche handelt. Rechte Jugendliche werden oft toleriert, da man auf dem Standpunkt steht, dass man "in einer Demokratie jedem seine Meinung lassen sollte". Es stellt sich die Frage, inwieweit dieses Verhalten der Erwachsenen rechte Strukturen stärkt und alternative Jugendkulturen benachteiligt und welche Rolle die Stützung nicht-rechter Jugendkulturen bei der Bekämpfung von Rechtsextremismus vor Ort einnimmt.

     

  • Die Besonderheiten ländlich geprägter Strukturen
    Im ländlichen Raum findet ein anderer Zusammenhalt von Bewohner/innen eines Ortes statt als in städtischen Strukturen. Nach außen wird ein deutlicher Zusammenhalt demonstriert, der innere Konflikte überdeckt. "Jeder kennt jeden" - was auch Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen oder rivalisierenden Jugendkulturen beeinflusst. Hier stellt sich die Frage, welche Ansatzpunkte sich für die konkrete Arbeit vor Ort ergeben.

     

 

 

 

 

Der Abschlussbericht ist ab Juli 2004 über Camino zu beziehen.

 CAMINO - Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH

 

 

 

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14473 Potsdam